In der letzten Woche haben wir Kathrin von Mindthebusiness bereits vorgestellt. Sie ist selbstständig und arbeitet als Mindful Leadership Coach.
Sie hilft Unternehmen und Entrepreneuren dabei, sich für die Arbeitswelt aufzustellen, wobei vor allem Achtsamkeit im Mittelpunkt steht. Für uns hat sie einen spannenden Artikel verfasst, in dem sie Tipps rund um das Thema Fokus finden und Fokus beibehalten, gibt:
Greifst du morgens als erstes zum Handy?
Hast du schon einmal einen Kontakt auf LinkedIn oder Xing oder Facebook recherchiert und 30 oder sogar 60 Minuten später festgestellt, dass du dich von einem Post zum anderen hast treiben lassen?
Liest du gerade diesen Artikel oder hast eine neue Waschmaschine angestellt, obwohl die To Do Liste noch voll ist?
Kennst du im Gegenzug das Gefühl der Freude, Zufriedenheit und Motivation, wenn die Steuererklärung oder ein Konzept, Design, das Website-Update oder neues Angebot fertig ist?
Und trotzdem ist das mit dem Fokus nicht immer so leicht. Unser Gehirn lässt sich sehr gerne ablenken. Warum ist das so?
Warum verlieren wir unseren Fokus?
Kapazitätsverschwendung
Wir werden permanent mit Informationen überflutet. Wenn wir zu viel Informationen erhalten, versucht unser Gehirn diese zu verarbeiten. Das mindert die Leistung des Präfrontalen Cortex, der in unserem Gehirn u.a. für den Fokus und das Bearbeiten komplexer Aufgaben zuständig ist.
Man kann ihn als Organisator für Zeit und Ressourcen ansehen, da er eine Liste der zu erledigenden Aufgaben führt und Prioritäten setzt. Dies ist für jede Art der gleichzeitigen Erledigung von Aufgaben (z.B. gleichzeitig Auto fahren und sprechen) wichtig.
Wenn wir diesem Bereich durch ständiges Surfen und Aufgabenwechsel beibringen, dass das seine wichtigsten Aufgaben sind, verlernen wir fokussiertes Arbeiten und das Lösen komplexer Sachverhalte.
Aktionistisch vs. Produktivität
Wir sind süchtig danach, Aufgaben zu erledigen. Unser Gehirn schüttet Dopamin, also Glückshormone aus, wenn wir Aufgaben abschließen. Dopamin unterscheidet nicht zwischen dringend und wichtig und Aktion oder Produktivität. D.h. Dopamin wird auch ausgeschüttet, wenn wir uns um unwesentliche und schnell zu erledigende Aufgaben kümmern.
Angst vor Fehlern lenkt ab
Wir haben 70.000-80.000 Gedanken pro Tag. Davon sind 72 % unbewusst und teilweise solche Gedanken, die sich jeden Tag wiederholen. Von den 28 % bewussten Gedanken sind nur 3 % produktiv und positiv. Die restlichen 25 % sind bewertend und Gedanken, die sich um die Angst davor kreisen, Fehler zu machen.
Diese Angst kann uns vom Handeln abhalten. Unser Fokus ist dann bei unseren sorgenvollen Gedanken. Where your focus goes energy flows. Worauf richtest du deine Gedanken? Achte darauf.
Deshalb müssen wir unser Gehirn überlisten, um zu mehr Fokus zu finden und öfter das Gefühl der Zufriedenheit und Freude zu erleben. Aber wie?
Meine 10 wirkungsvollsten Tipps um den Fokus zu behalten sind:
Handy weg am Morgen
Wenn du zum Handy greifst und in E-Mails und Social Media versinkst, gelangen diese Infos direkt in dein Gehirn. Dein Gehirn ist somit im Konsummodus und raus aus dem Produktionsmodus.
Das Gehirn ist ein Energiesparorgan. Es entwickelt gern Automatismen. Dies siehst du u.a. beim Autofahren. Steigst du ins Auto, musst du nicht über die einzelnen Schritte des Autofahrens nachdenken. Wenn du also direkt morgens zum Handy greifst, bringst du deinem Gehirn einen neuen ablenkenden Automatismus bei.
Plane deinen Tag / Woche und deine Zeit
Was sind die wichtigsten Aufgaben, die anstehen? Müssen alle heute erledigt werden? Denke an das Dopamin. Switche nicht zu viel zwischen den Aufgaben. Das kostet zu viel Zeit und Energie.
Übung: Auf ein Objekt konzentrieren. Anschließend auf ein anderes. Geht der Switch sofort?
Packe die Themen, an denen du nicht arbeitest, in einen Themenspeicher (offline oder online). Sie gehen nicht verloren, sind aber außer Sichtweite.
Ich selbst richte mir Fokustage ein. Z.B. wird mein Fokusthema für nächste Woche Dienstag Akquise sein. Jeden Tag ein bißchen Akquise zu machen, funktioniert bei mir nicht.
Timeboxing: Plane dir ein, wieviel Zeit du dir für die Aufgabe gibst. Setze dir selber Deadlines und Zeitfenster. Gib dir nicht zu viel Zeit. Das erhöht den „Druck“ und fördert deinen Fokus.
Raus aus deinem Kopf
Hast du ein Tool, in dem du alle Tasks sammelst? Schreibe dir alle Tasks in ein Tool. Dann sind sie aus deinem Kopf und du kannst dich voll und ganz auf das jeweilige Gespräch, die Aufgabe und den Auftrag konzentrieren.
Stop Multitasking
Du kannst nur eine Sache zu einer Zeit tun. Oder kannst du dir gleichzeitig den Berliner Fernsehturm vorstellen und deine Einkaufsliste in Gedanken durchgehen?
Clean Desk
Wodurch lässt du dich ablenken? Bilder oder Geräusche? Entferne die potenziellen Ablenkungen. Räume abends deinen Schreibtisch auf und gehe deinen Tagesplan durch. Freu dich, was du alles geschafft hast.
Location-Wechsel
Nicht alle Selbständigen haben ein eigenes Büro. Viele arbeiten, wenn sie nicht beim Kunden sind, aus dem Homeoffice. Wechsel ab und an mal die Location.
Geh in ein Café oder einen CoWorking-Space. Es gibt mittlerweile CoWorking-Spaces, in die man sich tage- und stundenweise einbuchen kann. Das Sonnenlicht auf dem Weg zum Café oder CoWorking gibt dir Vitamin D, was dich mit Energie versorgt. Der räumliche Wechsel sorgt für Fokus und weniger Ablenkung.
Fokustime
Wann kannst du am fokussiertesten arbeiten? Beobachte dich und plane die komplexeren Aufgaben für diese Zeit. Bei mir ist es der Vormittag. Deshalb lasse ich vormittags oft das E-Mail-Postfach zu.
Why
Mit welcher Haltung gehst du an eine Aufgabe? Sie blöd zu finden, bringt nichts. Das macht das Leben nur schwerer und du bist mit deinem Fokus bei der Bewertung der Aufgabe, aber nicht bei der Aufgabe selbst.
Nutze die Kraft der Vorstellung: Stell dir vor, wie es sich anfühlt, die Aufgabe erledigt zu haben. Das nimmt dir die Angst davor, Fehler zu machen und bringt dir das tolle Gefühl der Erleichterung. Unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir uns etwas vorstellen oder es Realität ist.
Reflektiere deinen Tag
Was hast du geschafft? Feiere deine Erfolge. Wir sehen meistens nur, was wir nicht geschafft haben und nicht die Dinge, die wir gut gemacht haben. Hol dir Energie und Motivation, indem du deine Erfolge und dich selber feierst.
Was würdest du morgen vielleicht anders machen? Was hat dich gestresst und ist dir schwergefallen? Warum? Was kannst du anpassen, um den Stress zu reduzieren?
Mach eine kurze Lesepause und überleg dir, welche Maßnahme du direkt heute umsetzen kannst?
Klarheit durch Ziele und Reflektion
Setze dir Ziele. Ohne Ziele und den passenden Plan, weisst du nicht, ob du vom Plan abweichst oder deine Ziele erreicht oder nicht erreicht hast. Das ist wie im offenen, stürmischen Meer schwimmen ohne die Insel zu sehen, bei der du ankommen möchtest.
Du schwimmst, strengst dich an, um den Kopf über Wasser zu halten, aber du weisst nicht, in welche Richtung du schwimmst. Reflektiere regelmäßig, wie es dir und deinem Business geht und was du verändern möchtest.
Hier findest du das Mindthebusiness Reflect-Plan-Act Worksheet.
Nimm dir mindestens alle 3 Monate Zeit, um über das letzte Quartal zu reflektieren und dir Ziele und einen Plan für das anstehende Quartal zu setzen.