Wer Geschäfte macht, muss auch Aufzeichnungen darüber führen – das ist für uns heute selbstverständlich. Und war es sogar schon in Antike und Mittelalter.
Wie aber hat sich die Buchhaltung zu unserem heutigen komplexen System entwickelt?
Buchhaltung in der Vorgeschichte: Höhlenmalerei & Steintafeln
Viel benötigt man nicht für eine einfache Form der Buchführung: Eine Unterlage und etwas zu Schreiben. Die frühestens Aufzeichnungen finden wir in steinzeitlichen Höhlen: Hier listeten unsere Vorfahren die Anzahl der erlegten Mammuts und Höhlenbären.
Richtig los geht es aber erst mit Erfindung der Schrift bei den Sumerern um 3.500 v.Chr. Sie zeichneten auf Tontafeln die Vorgänge ihrer Handelsgeschäfte in Keilschrift auf.
Professionalisierung der Buchhaltung in der Antike
Die Weiterverarbeitung von Papyrus zu Papyrusrollen erleichterte die Buchhaltung in der Antike dann um einiges. Statt auf Steinen und Tontafeln konnten die Römer und Griechen Geschäftsvorfälle nun auf dem papierähnlichen Material verzeichnen und platzsparend eingerollt aufbewahren.
Professionelle Buchhalter – so genannte Logisthai – verwalteten die Finanzen der öffentlichen Verwaltung und hielten auf Papyrusrollen über die Einnahmen und Ausgaben „Buch“. Dabei wurden die Einzelbuchungen bereits auf thematischen Konten zusammengefasst.
Ähnlich gingen auch die römischen Geschäftsleute bei ihrer Buchhaltung vor. Zur Berechnung ihrer Preise und Abgaben (eine Art Umsatzsteuer) nutzten sie den Abakus, eine einfache Rechenvorrichtung, mit der fiktive Beträge in Form von Holzperlen auf horizontalen Stäben verschoben und somit addiert oder subtrahiert werden konnten.
Entwicklung der doppelten Buchführung im Mittelalter
Bis ins Mittelalter hinein übte man diese recht einfache Form der Buchführung aus, indem lediglich die Einnahmen und Ausgaben gelistet wurden.
Italienische Kaufleute entwickelten im 13. Jh. das System weiter. Sie setzten nicht nur die Verwendung der arabischen Ziffern (im Gegensatz zu den bisherigen römischen) durch. In ihren Hauptbüchern verzeichneten sie außerdem jeden Geschäftsvorfall zweimal, und nicht nur einmal – und zwar jeweils einmal auf der Soll-, und einmal auf der Haben-Seite: Das System der doppelten Buchführung war geboren.
Luca Pacioli beschrieb diese Methode 1494 schließlich in einem gedruckten Buch – und verbreitete sie damit als neuen Standard von Italien aus in ganz Europa. So ist aus dem Jahr 1511 zum ersten Mal eine „richtige“ Bilanz auch in Deutschland überliefert – vom Buchhalter der Handelsfamilie Fugger, Matthäus Schwarz.
Durchsetzung und Weiterentwicklung der doppelten Buchführung in der Neuzeit
Um 1600 erschienen immer mehr Lehrbücher zum Rechnungswesen. Man beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Buchhaltung und der Weiterentwicklung des bestehenden Systems. Dazu zählte auch die Entwicklung der Periodenrechnung mit regelmäßigem Geschäftsabschluss nach Kalenderjahren.
Eine neue Erfindung vereinfachte nun auch das mühsame Im-Kopf-Addieren von Rechenvorgängen: Die Rechenmaschine, ein Rechenhilfsmittel, das anfangs per Hand betrieben wurde und mathematische Berechnungen vereinfachte.
Die Technologisierung der Buchhaltung in der Moderne
Im Zuge der Moderne und des Industriezeitalters gerät die Buchhaltung in den Blickpunkt der Gesetzgebung und wird zunehmend reglementiert. Dazu zählt 1794 die Festschreibung der allgemeinen Bilanzierungspflicht für Unternehmen, aber auch die Entstehung des Handelsgesetzbuches 1861, das in seinen Grundzügen auch heute noch gültig ist.
Einen weiteren Entwicklungsschub für die Buchhaltung stellte die Technologisierung der Gesellschaft dar. Maßgeblich war die Erfindung der Schreibmaschine 1821. Statt handschriftlicher Eintragungen konnten Geschäftsvorfälle nun maschinell auf Buchungsblättern erfasst werden - eine praktische Ergänzung zur Rechenmaschine.
1930 kam eine weitere technische Neuerung auf den Markt: Die Buchungsmaschine – eine Kombination aus Schreibmaschine und Rechenmaschine. Dadurch konnten Geschäftsvorfälle nun an einem einzigen Gerät (statt wie bisher auf zwei) berechnet und maschinell erfasst werden.
1937 kam es zur Aufteilung der Buchhaltung in die heutigen 4 Teilbereiche: Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Statistik und Planungsrechnung,
Das Computer-Zeitalter und die Entwicklung von Buchhaltungsprogrammen
Mit der Entwicklung des ersten Computers 1941 eröffneten sich auch für die Buchhaltung neue Wege der Aufzeichnung und Verwaltung.
Weg von der maschinellen Buchungsmaschine hin zur elektronischen Datenerfassung am PC: Erste Buchhaltungsprogramme kommen auf den Markt. Sie werden anfangs über Installations-Disketten und (später) –CDs lokal auf den Rechnern installiert.
Buchhaltungsprogramme und Web 2.0 heute
Das Internet markierte 1982 einen weiteren Meilenstein. Durch onlinebasierte Buchhaltungsprogramme wie Debitoor wurde es möglich, Daten unabhängig vom Standort in der „Cloud“ zu speichern. Außerdem konnten nun weitere, onlinebasierte Funktionen wie die Verknüpfung von Online Banking mit Buchhaltung implementiert werden.
Diese zunehmende Digitalisierung erforderte neue Regelungen. So kam es 1995 zur Einführung der „Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme“ (GObS) und 2002 zur Einführung der „Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen“ (GDPdU).
2015 wurden beide Dokumente in den "Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) zusammengeführt.
Digitalisierung und Automatisierung geben nun auch die Richtung für die Weiterentwicklung von Buchhaltungsprogrammen vor: Die Zukunft liegt in der sukzessiven Automatisierung und weiteren Vereinfachung von Buchhaltungsvorgängen.