Sabine Nuffer ist selbstständige Social Media Managerin und berät Unternehmen bei ihrer Kampagnenplanung in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter.
Im Interview mit Debitoor verrät sie, worauf Unternehmer bei ihrem Social Media Marketing achten sollten - und, welche Maßnahmen besonders gut funktionieren.
Hallo Sabine, bitte beschreibe dich und dein Unternehmen "Hamster-Rat" in ein paar Worten.
Acht Jahre im Online-Bereich unserer Tageszeitung haben mir gezeigt, wie sehr die niedergelassenen Firmen der Region mit dem Thema "Social Media & Co." kämpfen und wie viel Unsicherheit dort herrscht.
Mit meinem Schritt in die Selbstständigkeit vor vier Jahren und mit meiner Zertifizierung als Social Media Managerin habe ich mich diesen Ängsten und Sorgen dieser kleinen und mittelständischen Unternehmen gestellt und diesen Schritt bis heute keinen Tag bereut.
Es liegt in meiner Natur, Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Daher halte ich auch Vorträge, gebe Workshops und möchte meine Unterrichtseinheiten im Bereich Medienkompetenzschulung nicht missen.
Ich bin verheiratet und wir haben eine tolle 14jährige Tochter, die mir oft hilfreiche Tipps gibt in der Jugendarbeit. Der Name "Hamster-Rat" beinhaltet zum einen das Unternehmer-Hamsterrad, welches sich oft so schnell dreht, dass man für Dinge wie Facebook keine Zeit mehr hat, zum anderen versteckt sich natürlich das "T" der Beratung darin.
Was waren deine Motive, dich als Social Media Managerin selbstständig gemacht?
Wie bereits angedeutet habe ich die große Nachfrage und die Unsicherheit bei den Firmen der Region gespürt. Was soll denn z.B. ein kleines Kosmetikstudio machen, wenn es im Social Media Bereich aktiv sein will?
Das Budget für eine große Agentur ist oft nicht verfügbar. Aber eine 1:1 Betreuung und Schulung vor Ort im kleinen Rahmen ist oft überschaubar, bezahlbarer und wegen der sehr engen Zusammenarbeit auch sehr effektiv.
Da ich privat auch immer bei neuen Portalen und Netzwerken neugierig dabei bin und alles ausprobieren muss, war der Schritt in die Selbstständigkeit dann nur noch ein Zusammenbringen von "Marktlücke entdeckt" mit "privatem Interesse".
Worin würdest du sagen, lag dabei für dich die größte Herausforderung?
Im Prinzip fühlte ich mich mit (damals) gerade 40 ein wenig zu alt. Ich hatte Respekt vor den jungen Menschen, die z.B. mit mir gemeinsam die Zertifizierung an der Social Media Akademie absolvierten. Aber nachdem ich die beste Abschlussarbeit des Kurses hatte (#stolz), warf ich diese Bedenken schnell über Bord.
Parallel galt es auch die Familie von diesem Schritt zu überzeugen, der ja nun auch Unsicherheit und eine große Eigenverantwortung mit sich brachte. Aber nachdem das erste Jahr erfolgreich überstanden war, lief alles ohne Vorbehalte und mit viel Akzeptanz.
Du bist zertifizierte Social Media Managerin. Wie wichtig sind Weiterbildung und Zertifizierung aus deiner Sicht für Unternehmer?
Zertifizierung bedeutet Vertrauen und Vertrauen ist die Basis für jede Art von Zusammenarbeit.
Im Zeitalter der absoluten "Vergleichbarkeit" im Netz muss man sich hervorheben. Lediglich mit Weiterbildungen und Zertifizierungen kann ich Unterschiede schaffen z.B. gegenüber Agenturmitarbeitern, die sich zwar gut auskennen im Bereich xy, aber eben keine Zertifizierung vorweisen können.
Aber ich würde auch vor einer Überbewertung warnen. Ich kenne auch Kollegen, die einen sehr guten Job machen ohne entsprechende "Krönchen".
Du bist Mitglied in verschiedenen Organisationen, zum Beispiel im BVCM und bei den Digital Media Women. Worin siehst du für dich die Vorteile von Netzwerken?
Man fühlt sich sehr gut aufgehoben, wenn man selbst einen Rat braucht und kann von sehr viel Fachwissen profitieren. Zusätzlich verliert man die Angst, TOP-Fachleute auf dem Gebiet auch mal persönlich anzusprechen. Man wird selbstbewusster und sicherer.
Leider fehlt oft die Zeit, sich mehr in diese Netzwerke einzubringen, aber das liegt daran, dass ich Einzelunternehmerin bin und mein Tag sehr ausgefüllt ist.
Gerade als selbstständige Frau und Mutter muss man oft noch mit gesellschaftlichen Hürden kämpfen. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten kann man auch mal schlechte Tage (und die gibt es durchaus) überbrücken.
Im Netzwerken liegt für mich generell die Zukunft. Miteinander statt gegeneinander ist für mich immer der bessere Weg gewesen. Daher hab ich selbst auch ein Netzwerk hier in der Region gegründet, den Grafschafter Online-Stammtisch.
Du als Expertin für Social Media: Wo liegen aus deiner Sicht die Potentiale des Social Media Marketings gerade für Gründer?
Da müssten wir statt des Interviews hier eher ein Buch abdrucken, denn die zahlreichen Gründe PRO Social Media sind gerade für Gründer ebenso wichtig wie die Finanzierung, den geeigneten Steuerberater oder eine grundlegende Marktanalyse.
Die oft kostenfreien Angebote in den verschiedenen Bereichen sollte man frühzeitig und mit Bedacht aufbauen und sich positionieren.
Da Gründer in der ersten Zeit vielleicht auch noch unsicher sind und der Alltag noch nicht eingespielt ist, kann die strukturierte Belieferung verschiedener Kanäle auch einen festen Halt geben, und die eigene Marke /das eigene Unternehmen mit aufbauen. Wichtig: Entsprechende Nutzernamen rechtzeitig belegen in den Netzwerken oder Portalen.
Stichwort Facebook: Wie können Gründer Facebook effektiv für die Neukundengewinnung nutzen?
Facebook wurde ja ursprünglich für Privatleute erfunden. Wir Unternehmen sind dort "nur" Gast und so sollten wir uns auch verhalten. Ich meine damit, dass Gründer nicht sofort auf Facebookwerbung setzen oder Privatprofil mit Fanpage verwechseln.
Eher gilt es authentisch zu bleiben, eine Fanpage mit guten Inhalten zu füllen und den Fans auch zuhören.
Wer Fans zu Kunden machen möchte, sollte es sich nicht verscherzen und von Anfang an auch bei Facebook den Fan als "König" behandeln. Facebook bietet unzählige Features und Raffinessen, um Neukunden zu gewinnen. Aber zuerst kommt der Aufbau des Vertrauens und der Marke.
Nicht ganz uneigennützig würde ich Gründern aber empfehlen, zuerst z.B. einen Workshop zu belegen, der einem zu Beginn alle Möglichkeiten aufzeigt, denn Facebook "schüttelt man nicht mal so eben aus dem Ärmel".
Die Tatsache, dass man sich privat bei Facebook gut auskennt bedeutet nicht automatisch, dass es im gewerblichen Bereich auch gut laufen wird.
Aber natürlich kann man sagen, dass sich alleine schon die Google-Roboter freuen, die öffentlichen Social Media Profile der Gründer zu finden, so dass auch in der Verlängerung von z.B. Facebook zu Google schon User auf einen aufmerksam werden und eventuell zu Neukunden werden können.
Kann man generell sagen: Das funktioniert gut auf Social Media, das weniger?
Ja, zum Teil entscheidet Facebook das ja auch für uns. Beiträge, die nur auf hohe Klickzahlen aus sind und entsprechend getextet sind ("Was dann geschah ahnte niemand..." ) werden abgestraft mit weniger Reichweite.
Was nur scheinbar gut läuft sind Gewinnspiele, die dann letztlich nur "tote Fans" generieren, da sich diese Menschen nicht wirklich für meine Produkte oder Dienstleistungen interessieren. Gut laufen natürlich alle visuellen Reize, wie Videos oder Bildstrecken.
Sehr gut laufen emotionale Posts oder Beiträge mit gutem Storytelling. Nirgendwo kann man seinen künftigen Kunden so nah auf die Pelle rücken, daher sollte man ab und zu auch die User über den Tellerrand schauen lassen.
Blicke "hinter die Kulissen" werden auch gerne gesehen. Wer regelmäßig mit gutem Content in Erscheinung tritt muss nichts fürchten. Wer seine Profile und Accounts nur pflegt, weil er muss, bekommt die Quittung.
Authentisch bleiben und die Fans (egal ob 100 oder 1000) begeistern - dann klappt`s auch mit dem Nachbarn ;-)
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