Bernhard Selbach, 36, Musiker. Genauer gesagt: Multiinstrumentalist, denn er beherrscht Gitarre, Klavier und Percussion.
Seit 2003 läuft sein Selbstständigenstatus.
An der Musikhochschule Köln hat er Rhythmik studiert, „also auch wie bewege ich mich auf der Bühne und Bühnenpräsenz. Das ist kann ich gut bei Firmenevents umsetzen.“
Musiker – brotlose Kunst?
„ Keine sichere Sache, aber muss man als Herausforderung sehen.“
Bernhard Selbach kommt aus einer Musikerfamilie, die alle Lehrer geworden sind. Den sicheren Musikerweg wollte er nicht einschlagen, sondern selbstständig sein. „Habe schon gesehen, dass es rein statistisch schwer ist damit reich zu werden. Es gibt viele Sachen beim Musiker neben dem 'ich werde reich und berühmt'.“
Er hat keine Solokarriere angestrebt, sondern ist Dienstleister. „In der zweiten Reihe sitzt man da, aber das macht total viel Spass.“ Seit 2003 arbeitet der Musiker durchgängig an der Hochschule für Musik und Tanz Köln als Dozent.
Die Standartfrage: Wie kannst du so leben?
Oder die andere Frage von ‚normalen Leuten‘, d.h. mit festem Job, aus seinem Bekanntenkreis: „Wie kannst du denn schlafen?“
„Gut“, antwortet Bernhard.
Klar, er ist darauf angewiesen, dass ihn Auftraggeber anrufen. Das ist ein Leben auf Abruf. „Bisher haben immer Leute angerufen und deshalb vertrau ich darauf, dass auch in den nächsten Jahren jemand anruft“.
Wichtig sei der permanente Ausbau des Netzwerks und Mundpropaganda.
Wie sieht deine Arbeit aus?
Wie der Ablauf ist, wenn ein Kunde anruft, will ich wissen. Was passiert danach?
In den meisten Fällen sei die Vorbereitungszeit sehr kurz. Das Event steht und zum Schluss fehlen noch die Musiker. „Ich erhalte dann ein MP3 und es wird erwartet, dass das Repertoire in Kürze eingeübt wird.“
Der musikalische Leiter übernimmt das Einspielen aller Musiker, z.B. auf einer Promo-Tour. „Da ist nicht viel künstlerische Freiheit, auf jeden Fall wenn es ein gutes Produkt ist.“
Problematisch sei wenn eine Platte schnell auf den Markt geschmissen wird, aber die LIVE-Performance nicht steht, wie z.B. bei DSDS.
Netzwerk aufbauen – hinter der Bühne
Das schnelle Zusammenspiel professioneller Musiker und die Harmonie auf der Bühne ist nie ein Problem, das ist nur eine Stunde. Was zählt, sind auch die anderen 23 Stunden, wo man im Nightliner zur Tournee fährt und lange auf engstem Raum ist - das ist die Herausforderung.
Hier baut Bernhard sein Netzwerk aus. „Aber nur mit guten Leuten.“ Und gute Leute empfehlen gute Leute weiter.
„Ich kenne keine andere Branche, die so freundlich ist.“
Es gebe hier und da auch mal einen Ellbogen, aber jeder weiss, dass die Projekte kurz- und mittelfristig sind. Deshalb sei man selten Konkurrenz füreinander, sondern setze auf gutes Netzwerken.
Bernhards Musikeralltag
Ich will wissen, wie oft er übt.
„Das ist immer projektbezogen und phasenweise. Die Gitarre steht immer neben dem Bett, das Klavier ist immer aufgeklappt.“ Bernhard ist also immer einsatzbereit. Dieselbigen Einsätze sind breit gefächert.
Von der Konzeption musikalischer Firmenevents, musikalischer Leitung, Begleitung von Tourneen und Einzelbegleitungen. Namen fallen dabei wie die des Komikers Ralf Schmitz, das durch Stefan Raab entdeckte Talent Stefanie Heinzmann, das Daimler-Orchester in Stuttgart oder Popgrößen wie Lionel Richie; Leona Lewis und Robbie Williams. Auch bei DSDS war er dabei.
Oft wird Bernhard direkt von den Plattenlabels gebucht.
Musik ist wie eine neue Sprache lernen
Als Musiker hat man auf jeden Fall ein gutes "Sprachohr". Das ist wichtig, wenn man eine neue Sprache lernt, aber auch bei der Musik, denn letztendlich geht es um nichts anderes als Rhythmik. Die Melodie der Sprache aufschnappen.
Mit dem Erlernen einer neuen Sprache vergleicht Bernhard auch das Lernen neuer Musikdisziplinen, wie das Dirigieren.
„Zum Dirigieren bin ich schrittweise gekommen durch Fortbildungen. Es ist wie eine Sprache, die man aufschnappt für den Hausegebrauch, aber ich könnte diese Sprache nicht unterrichten.“
Passen Musik und Buchhaltung zusammen?
„Nach meinem Hochschulabschluss war ich Kleinunternehmer und musste dann selber Rechnungen schreiben; hatte aber glücklicherweise einen Steuerberater in meinem Bekanntenkreis.“
Eine Umsatzsteuervoranmeldung habe er direkt gemacht, weil Künstler gerne geprüft werden. Sie gelten als nicht strukturiert und genießen laut Bernhard nicht das größte Vertrauen des Finanzamtes.
„Wenn man keine Belege hat, schätzt das Finanzamt einen Musiker als mittelständisches Unternehmen ein. Die haben kein Herz für Künstler und man darf nicht damit rechnen, dass die einem gnädig sind.“
Deshalb lautet sein Rat:
Strukturiert sein, gerade als Künstler, sei das A und O. Man kommunizierre auch mit Unternehmen. Und bei Plattenlabels müsse man fast BWL‘er sein.
Struktur gehöre zum Überleben. Eine Box voll unsortierter Belege könne einem den Kopf kosten. „Ich kenne Kollegen, die Auftritte absagen mussten, um sich in 3 intensiven Wochen mit Buchhaltung den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“
Seine ersten Rechnungen hat er mit Word und Excel geschrieben. „Debitoor ist viel besser und als online-Lösung unschlagbar. Da waren einige Bugs, aber die sind schnell behoben worden. Die Buchung der Kreditkarte ist noch wichtig. Logo hochladen gefällt mir auch gut.“
Buchhaltung mache dann auch Spass, wenn es nicht mehr ‚Pain in the Ass‘ ist, sondern man einen Workflow bekomme. „Kurz und schmerzlos muss Buchhaltung sein.“