Sie sagt häuslichem Chaos den Kampf an: Debitoor Nutzerin Veronica Zapp ist professionelle Home Organizerin und hilft anderen dabei, sich in den eigenen vier Wänden wieder wohl zu fühlen.
Im Debitoor Interview verrät sie, warum Ordnung so wichtig ist im Leben. Und, wie du als Unternehmer dein Home Office auf Vordermann bringst!
Hallo Veronica! Bitte erzähl uns ein wenig über dich und dein Unternehmen.
Hallo! Ich bin Veronica, 38, und lebe mit meinem Mann und unseren Kindern (5 und 7) am Münchner Stadtrand.
Ich helfe Frauen und Familien dabei, sich und ihr Zuhause besser zu organisieren - damit ihnen mehr Zeit bleibt für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Das geht vom Ausmisten des Kleiderschranks über eine funktional eingerichtete Küche bis hin zum organisierten iPhone, das alle Termine, Listen und Pläne bereithält.
Die wenigsten Menschen räumen gerne auf - aber ein schönes und organisiertes Zuhause will eigentlich jeder haben.
Und das ist auch gar nicht so schwer, wenn man weiß, wie man es am besten anstellt.
In den USA ist diese Dienstleistung schon sehr verbreitet. Für den Umzug holen wir uns doch auch Hilfe, viele investieren in ihre persönliche Weiterentwicklung oder haben einen Personal Trainer im Fitnessstudio. Ich bin wie ein Personal Trainer für das Zuhause und sorge dafür, dass sich meine Kunden in ihren eigenen vier Wänden wieder entspannen und innere Ruhe finden können.
Warum hast du deinen Home Organizing Service gegründet? Was war deine Motivation?
Die eigene Erfahrung! Als wir vor ein paar Jahren in unser Haus eingezogen sind, waren die Kinder noch klein. Mein Mann war beruflich viel unterwegs, ich habe keine Familie, die in der Nähe wohnt und war ziemlich überfordert mit den über 100 Umzugskartons, neuen Möbeln, Rückkehr in den Job und der neuen Umgebung.
Irgendwann dachte ich, es wäre doch toll, wenn man sich in solchen Fällen (Umzug, keine Zeit oder Lust, neues Baby, Elternteil verstorben) einfach professionelle Hilfe holen könnte. Damit man auch selbst mal wieder Luft holen und zur Ruhe kommen kann.
Zur Motivation:
Ich selbst habe mich nach unserem letzten Umzug von sehr viel Unnötigem getrennt und festgestellt, wieviel besser ich mich gefühlt habe.
Kein ewiges Überlegen mehr, was ich heute anziehe, kein Suchen nach Schlüsseln, Einladungen oder sonstwas. Es erleichtert den Alltag einfach so sehr, wenn alles einen Platz hat und man den Kopf frei hat für andere Dinge. Als Mutter muss man sowieso an so vieles gleichzeitig denken ;-)
Viele Leute haben auch schlicht keine Zeit oder Lust, sich in ihrer wertvollen Freizeit auch noch ums Haus, den Papierkram oder den Datenmüll auf dem Computer zu kümmern.
Wie wird man ein guter Home Organizer? Wie hast du dir das nötige Know-How dafür angeeignet?
Natürlich schadet es nicht, wenn man ein natürliches Talent zum Organisieren hat, viele Ideen und Neugier auf neue Produkte, Apps und Tools.
Vor allem aber braucht es ein Gespür dafür, was der Kunde braucht und wie er tickt, denn jeder Kunde ist anders. Wenn zum Beispiel gerade ein Elternteil gestorben ist und wir die Wohnung gemeinsam auflösen, braucht man Fingerspitzengefühl und muss anders an die Sache rangehen als mit einer Schwangeren, die das Babyzimmer mit meiner Hilfe organisieren will.
Dann habe ich mir natürlich viel Inspiration aus dem Internet geholt, bei Pinterest, Blogs und habe so ungefähr jedes Buch zum Thema gelesen ;-) Außerdem bilde ich mich ständig weiter, z.B. durch Online-Kurse oder Podcasts. Ich liebe einfach alles, was mit Organisation und Produktivität zu tun hat.
Die Praxis kam vor allem durch learning by doing. Bei jedem Umzug habe ich mich gefragt: Wie kann ich unseren Platz und unsere Zeit optimal nutzen? Dann habe ich viel für Familie und Freunde organisiert - und jetzt eben für meine tollen Kunden.
Ich organisiere nicht nur vor Ort bei meinen Kunden, sondern auch virtuell. Manche haben auch nur ein paar Fragen zu einem bestimmten Bereich, zum Beispiel welche ToDo-App ich empfehle.
Stichwort Selbstmanagement. Hast du Tipps, wie man sich als Unternehmer im Home Office optimal organisiert?
Da ist natürlich jeder etwas anders gestrickt, aber ich sage gern, was für mich gut funktioniert. Ich versuche, meine Woche in Thementage zu unterteilen. Zum Beispiel ist der Montag mein Admin-Tag. Da habe ich keine Kundentermine, sondern kümmere mich um die Buchhaltung, den Einkauf von Produkten für die Kunden oder schaue, was letzte Woche eventuell liegengeblieben ist.
Meiner Erfahrung nach beginnt wirkliche Produktivität erst dann, wenn die drei Stufen davor geschafft sind, nämlich zuerst rigoros ausmisten, dann organisieren und zuletzt Routinen etablieren.
Denn wenn produktive Gewohnheiten automatisch ablaufen, verschwendest du keine Willenskraft mehr darauf, Entscheidungen zu treffen. Sondern du nutzt deine Energie effektiver - nämlich um dein Business nach vorn zu bringen.
Hier noch ein paar weitere Tipps:
- Schreibtisch und Desktop sind aufgeräumt bzw. du weißt, wo du was findest
- Sich richtig anziehen und zurechtmachen wie fürs echte Büro
- Notizen und Ideen möglichst nur an einem Ort sammeln (ich nutze Evernote dafür)
- Rituale haben für den Beginn und Abschluss des (Arbeits-)Tags
- Optimalen Workflow und dazugehörige Tools finden (möglichst viel automatisieren)
- Nicht nur die Zeit einteilen, sondern deine Energie: bist du morgens geistig am fittesten? Dann erledige da deine Fokus-Aufgaben, die dich deinen Zielen näher bringt. Für Emails, Anrufe, Admin-Aufgaben, Hausarbeit die Zeit am Nachmittag oder Abend nutzen, wenn die Konzentration nachlässt.
- Emails und Anrufe am Stück abarbeiten. Telefon auf Flugmodus und Email-Client aus, wenn an Fokus-Aufgaben gearbeitet wird
Wie gestaltet sich eine Beratung bei dir? Worauf legst du Wert?
Sehr wichtig ist mir, mich auf jeden Kunden individuell einzustellen. Eine junge Mutter mit kleinem Baby hat natürlich ganz andere Wünsche und Bedürfnisse als eine Familie mit Schulkindern oder eine Unternehmerin, die viel unterwegs ist.
„Ich drücke meinen Kunden nicht meine eigene Vorstellung von Ordnung, Systemen oder Ästhetik auf, sondern schaue, ob sie auch im Alltag mit den neuen Strukturen klarkommen.“
Sonst ist es vielleicht eine Woche organisiert und danach ist alles wieder wie vorher.
Meine Kunden schildern mir, was sie stört bzw. welche Veränderung sie sich wünschen - entweder direkt vor Ort in ihrem Zuhause oder virtuell über Skype bzw Facetime. Dann gehen wir das Projekt an. Das ist für viele eine enorme Motivation: Die Gewissheit, dass das Projekt durch unsere verbindliche Zusammenarbeit auch erfolgreich beendet wird.
Natürlich stolpert man je nach Einsatzbereich teilweise auch über persönliche Dinge. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Chemie zwischen uns stimmt, die Kunden mir vertrauen und ich absolute Diskretion garantiere.
Worüber stoßen deine Kunden auf dich? Wo und wie machst du Marketing?
Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Da erzählt eine Kundin ihrer Freundin von mir und empfiehlt mich weiter. Für mein Business sind aber auch zum Beispiel Immobilienmakler, Stylisten oder Innenarchitekten wichtig. Die haben oft Kunden, die meine Dienstleistungen gut gebrauchen können.
Social Media ist natürlich ein großes Thema, in meinem Fall insbesondere Instagram und Pinterest, da das visuelle Plattformen sind.
Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Ich liebe den direkten Kontakt mit meinen Kunden und dass es sofort ein sichtbares und greifbares Ergebnis gibt. Die Kunden sind unheimlich dankbar und freuen sich über die positiven Veränderungen in ihrem Alltag. Zudem habe ich das Gefühl, dass ich in meinem Job meine Talente wirklich gut einsetzen kann. Ich lerne immer wieder Neues und bin sehr glücklich, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt zu haben.