Oftmals liegt in einer Krise eine Chance. Corona hat vor allem (Solo)-Selbstständige hart getroffen, deshalb möchten wir hier Debitoor Kunden vorstellen, die neue, kreative Wege gefunden haben, um ihr Business durch diese herausfordernde Zeit zu bringen und euch inspirieren, ebenfalls neue Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um euer Geschäft weiterzuführen oder eventuell sogar wachsen zu lassen.
Ann-Carolin ist Transformationscoach und hat sich vor einigen Jahren mit TATSINN selbstständig gemacht. Während der Corona-Krise musste sie ihr Business komplett umstellen und coacht ihre Kunden nun per Zoom. Wie sie es schafft, zuversichtlich zu bleiben und, welche Lehren sie aus dieser Zeit gezogen hat, verrät sie im Interview.
Hi Ann-Carolin, kannst du dich und dein Unternehmen kurz vorstellen?
Ich habe mich vor ein paar Jahren als Transformations-Coach für Menschen und Organisationen mit meiner Firma TATSINN selbstständig gemacht. Ich begleite Menschen dabei, ihr volles Potential zu entdecken, gute Entscheidungen zu treffen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Seit über 12 Jahren lebe ich in Berlin mit Frau und Hund, selbstständig gemacht habe ich mich bereits 2015 und bin sehr glücklich damit, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Kannst du uns schildern, wie sich dein Business durch die Pandemie und den damit einhergehenden Lockdown verändert hat?
Natürlich lebt mein Job als Transformations-Coach vom persönlichen Kontakt: Von Workshops, die ich begleite, intime Räume, die ich halte und, in denen Menschen sich entwickeln können.
Mit Beginn des Lockdowns 2020 habe ich mein Business voll digitalisiert und letztes Jahr nur zwei Coaching Sessions persönlich abgehalten. Ich bin mittlerweile Vollprofi in Zoom und mag es auch sehr, am Telefon mit meinen Klient*innen zu sprechen.
Gab es durch die neue Situation auch neue Chancen für die Weiterentwicklung deines Businesses?
Ja, denn kurz nach der Digitalisierung im Februar kamen auch schon die ersten Anfragen, ob ich Teams darin begleiten kann, ins Homeoffice zu ziehen. Mir ihre Sorgen und Probleme anzuhören, Lösungen zu finden und das Ohr zu sein, das ihnen zuhört, wenn sie Angst haben.
Somit war der erste Lockdown für mich weniger Jogginghose und Rotwein ab 16.00, sondern voll durchpowern und Menschen dabei unterstützen, mit der neuen Situation klar zu kommen. Oft für 12 Stunden am Tag und länger.
Es mag schräg klingen, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich die letzten Jahre genau darauf vorbereitet und nun die Chance habe, wirklich helfen zu können. Das macht mich unglaublich glücklich. Mein Job hat jetzt noch mehr Sinn erhalten.
Ich habe es geschafft, Verletzlichkeit und Vertraulichkeit in digitalen Räumen stattfinden zu lassen. Habe mit Menschen gefeiert wenn etwas trotz Corona geklappt hat, gelacht über zerzauste Haare vorm Bildschirm und andere Dinge, die nicht mehr so perfekt sind. Ich habe mit ihnen geweint, wenn sie geliebte Menschen verloren haben und sich nicht verabschieden durften und ihnen die Hand gehalten, wenn auch nur im übertragenen Sinne.
Zwischendurch habe ich analoge Post versendet, Postkarten entworfen und Päckchen gepackt. Wie sehr sich die Menschen gefreut haben, mal wieder etwas Reales in der Hand zu haben. Die Mischung macht’s eben und man wird erfinderisch, wenn man sich nicht sehen kann.
Was hast du in diesen Krisenzeiten gelernt?
Diese Zeit hat mich gelehrt, dass wir ehrlicher und offener miteinander sein können. Das Professionalität und Verletzlichkeit sich nicht ausschließen. Das Schwäche zeigen Stärke bedeutet. Ich habe durch Corona gespürt, dass ich genau am richtigen Platz in meinem Leben bin und liebe was ich tue.
Wie wird es nach dem Lockdown für dein Business weitergehen?
Ich habe Gefallen am komplett digitalen Coaching gefunden und begleite jetzt Menschen an ganz unterschiedlichen Orten, das möchte ich weiterhin so machen. Ich arbeite bereits daran, noch ortsunabhängiger zu werden und schreibe an einem Coachingbuch.
Gleichzeitig freue ich mich auch mal wieder einen analogen Workshop oder ein Retreat zu halten. Menschen zu umarmen, mit ihnen ohne Abstand und Angst einen Raum zu teilen. Das wird wohl noch ein wenig dauern.
Gibt es einen Tipp, den du Gründern jetzt gerade (Corona bedingt), aber auch ganz generell mit auf den Weg geben möchtest?
Ja gerne. Ich gebe dir eine magische und simple Frage mit auf den Weg, die WBD Frage.
Frage dich und andere häufiger “Was brauchst du?”
Diese Frage löst viele Spannungen und bringt den Kern eines Problems zu Tage. Funktioniert auch in Meetings, wenn man ergebnisorientiert arbeiten möchte und gleichzeitig wert auf die Gefühle im Team legt. Weniger “hätte, müsste, sollte, könnte” und mehr bedürfnisorientiert zu denken, macht einen großen Unterschied.