Oftmals liegt in einer Krise eine Chance. Corona hat vor allem (Solo)-Selbstständige hart getroffen, deshalb möchten wir hier Debitoor Kunden vorstellen, die neue, kreative Wege gefunden haben, um ihr Business durch diese herausfordernde Zeit zu bringen und euch inspirieren, ebenfalls neue Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um euer Geschäft weiterzuführen oder eventuell sogar wachsen zu lassen.
Manuel ist Debitoor Kunde und Gründer der Fotospots-Plattform Locationscout. Nachdem er sein Business erfolgreich war, sah er sich nach Covid mit roten Zahlen konfrontiert. Im Interview erzählt er, wie er sein Business ausgebaut im letzten Jahr.
Hallo Manuel! Bitte stelle dich und dein Unternehmen vor.
Hey, ich bin Manuel, komme aus dem wunderschönen Rheinland und bin der Gründer von Locationscout.net, der weltweit größten Plattform für Fotospots. Die Idee ist bereits 2011 in San Francisco entstanden, als mir eine einheimische Joggerin morgens um halb 6 an der Golden Gate Bridge einen Geheimtipp für einen weiteren Fotospot gegeben hatte.
Genau dieser zufällige Tipp zeigte mir eine der für mich schönsten Stellen der Erde und mich ließ der Gedanke nicht mehr los, dass ich diesen Ort ohne die zufällige Begegnung nicht gesehen hätte. Daraus ist 2014 die Plattform Locationscout.net entstanden, auf der mittlerweile über 55.000 Reisende und Fotografen ihre schönsten Fotos und Fotospots mit den exakten Geo-Positionen und spezifischen Reise- bzw. Fototipps teilen.
Unsere Leser sind Gründer bzw. Neugründer, Selbstständigkeit ist für uns und unsere Community das Hauptthema. Kannst du uns deinen Weg in die Selbstständigkeit schildern?
Mich haben schon immer Webseiten und Plattformen mit Fokus auf dem Mehrwert für den Nutzer begeistert. Trotz Informatik-Studium bin ich daher relativ schnell im Produktmanagement gelandet und habe als Head of Product mehrere Teams in diesem Bereich geführt.
Ich wollte jedoch stets mehr verändern und Aussagen wie „Das geht nicht, weil..." haben mich oft frustriert, so dass ich bereits sehr früh angefangen habe, neben meinem Hauptjob eigene Plattformen zu entwickeln.
Das erste Startup für das ich gearbeitet hatte, wurde relativ schnell von einem großen Medien-Unternehmen aufgekauft, so dass der Fokus sehr schnell weg von den Nutzern hin zur Monetarisierung und Integration anderer Dienste des Mutterkonzerns ging.
Aus für die damalige Zeit sehr neuartigen aber hoch effizienten Scrum-Sprints und Kanban-Boards wurden Excel-Tabellen und Auswertungen, die sich anschließend eh niemand mehr angeschaut hatte. Basierend auf dieser Erfahrung war es mir stets extrem wichtig es aus eigenen finanziellen Mitteln zu schaffen, um mich ausschließlich auf den Mehrwert für den Nutzer konzentrieren zu können.
Meine größte Herausforderung war es daher, mit relativ wenig finanziellen Mitteln möglichst viel Zeit in diese Projekte investieren zu können. Daher hatte ich mich bereits 2012 als Web Entwickler selbstständig gemacht, um mir meine Zeit besser einteilen zu können. 50 % für Kunden, 50 % für eigene Projekte mit dem Ziel, den Fokus immer mehr auf Letzteres schieben zu können.
Kannst du uns sagen, wie du vor Corona gearbeitet hast?
Prinzipiell hat sich an meiner Arbeitsweise selbst kaum etwas verändert. Im digitalen Umfeld ist es sowohl meinen Kunden, als auch den Nutzern meiner Plattform vollkommen egal von wo und wann ich arbeite. Aus persönlichen Kundenterminen sind nun Zoom-Meetings und digitale Daily Standups geworden. Aufgrund meiner Leidenschaft für die Fotografie bin ich relativ viel gereist und war regelmäßig mit anderen Fotografen in Deutschland und Nachbarländern unterwegs.
Das war nicht nur ein toller Ausgleich zur täglichen Arbeit als Entwickler und Designer am Schreibtisch, sondern half mir auch aufgrund der stetigen Kommunikation mit meiner Zielgruppe. Dies ist im Moment durch Covid leider nicht möglich.
Inwiefern hat Covid dein Unternehmen und deine Arbeit beeinflusst?
Für mein Unternehmen selbst hatte Corona extreme Auswirkungen. Ich hatte es endlich geschafft, Locationscout zu monetarisieren und mich immer mehr darauf zu fokussieren, bis im März die Nutzungszahlen um gut 2/3 eingebrochen sind.
Vollkommen verständlich, denn wer benötigt Informationen zu den schönsten Stellen der Erde, wenn man aufgrund eines Lockdowns nicht vor die Tür gehen darf. Aus bisher 100-200 % Wachstum pro Jahr sind plötzlich rote Zahlen geworden und ich musste den Start der bis März fertig entwickelten iOS und Android App verschieben.
Welche neuen Wege hast du gefunden, um trotz des „Stillstands" und der Ungewissheit dein Unternehmen weiterhin am Laufen zu halten?
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen war ich in der luxuriösen Lage, mit der Web Entwicklung und Beratung für andere Unternehmen ein zweites Standbein zu haben, auf das ich nun zwangsläufig wieder mehr Fokus legen musste.
Dennoch nutzte ich die Zeit um die App kontinuierlich zu optimieren, um diese dann im Spätsommer erfolgreich zu launchen. Anstatt auf internationale Reisen legte die App nun mehr Wert auf eine Funktion namens „Around Me", die Fotospots im Umkreis von 25 km anzeigt und im Sommer all denjenigen half, die ihre langfristig geplanten Reisen gegen einen Urlaub in der eigenen Heimat eintauschen mussten.
Hast du deine Arbeit seit Corona verändert?
Meine Arbeit selbst nicht, aber meine Denkweise und Flexibilität. Für mich als Gründer war es nach Jahren von unglaublich tollem Wachstum, ohne jemals einen Cent in Werbung investiert zu haben, die erste Krise in der ich die Entscheidungen der Vergangenheit aktiv hinterfragen musste, um in Zukunft besser auf solche Veränderungen vorbereitet zu sein.
Als mir bewusst wurde, dass es zu weiteren Lockdowns kommen würde, habe ich etwa meine Plattform um eine Art Netflix für Fotografen erweitert, über die sich die Premium-Abonnenten zusätzlich zu den erweiterten Funktionen ohne Aufpreis im Bereich der Fotografie über Videos weiterbilden können.
Für mich persönlich wäre etwa Amazon Prime das letzte Abo, das ich kündigen würde, da Amazon sehr schnell verstanden hat, zusätzlich zu kostenlosem, schnellen Versand immer noch mehr Wert für mich als Kunde zu generieren.
Da Locationscout eher ein Produkt mit saisonalem Mehrwert während der Reise- bzw. Reiseplanung ist, soll dieser neue Lern-Bereich auch die gemütliche Zeit im November/Dezember abdecken oder eben aktuell den zweiten Lockdown.
Ich liebe das Motto „Be so good that they can't ignore you." Und wer bekommt dementsprechend nicht gerne eine Mail mit der Info, dass man ab nun zusätzlich zu dem was man bereits hat noch viel mehr kostenlos dazu bekommt?
Siehst du in dieser Krise, die wir gerade alle erleben, auch etwas Positives?
Definitiv, denn viele Unternehmen haben aufgehört, sich stetig neu zu erfinden und den Status Quo zu hinterfragen. Eine Krise ist daher auch immer etwas, aus dem man gestärkt für die Zukunft hervorgehen kann, sofern man denn an sich persönlich und am eigenen Unternehmen arbeitet.
Ich bin der Meinung, dass man von einer Gründerin oder einem Gründer die/der mehrfach gescheitert ist und die Gründe dafür aktiv hinterfragt hat, deutlich mehr lernen kann als von jemandem, der vielleicht einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Dienstleistung angeboten hat. Letzteres schmälert auf gar keinen Fall die Leistung selbst, es macht sie nur deutlich schwieriger reproduzierbar.
Auch wenn dies nur ein schwacher Trost für all die ist, die besonders unter der Krise leiden, so hat Corona nicht nur den digitalen Wandel in der ein oder anderen analogen Hochburg beschleunigt, sondern auch den Schritt hin zu erneuerbaren Energien. Das betrifft nicht nur uns, sondern vor allem die folgenden Generationen, auf die ich als Familienvater sehr viel wert lege.
Gibt es einen Tipp, den du Gründern jetzt gerade (Corona bedingt), aber auch ganz generell mit auf den Weg geben möchtest?
Baut eine Community. um euer Produkt oder eure Dienstleistung auf, denn diese hilft nicht nur dabei, sich auf die Dinge zu fokussieren, auf die diese Zielgruppe besonders viel Wert legt, sondern bildet auch einen natürlichen Burggraben gegenüber Krisen und Mitbewerbern.
Bei mir ist das beispielsweise mein Newsletter mit 30.000 Abonnenten, den ich bereits seit über 5 Jahren kostenlos einmal am Ende des Monats verschicke oder die stetige Erreichbarkeit via Mail, von der ich jede einzelne Nachricht persönlich beantworte.
Das alles kostet viel Arbeit und Zeit, ist mir aber unglaublich wichtig, um stets den Kontakt mit den Menschen zu haben, für die ich einen langfristigen Mehrwert schaffen möchte.
Als ich gerade erst gestartet bin, habe ich all meinen Nutzern 14 Tage nach der jeweiligen Registrierung auf der Plattform eine individuelle Mail geschickt mit 3 einfachen Fragen, die nicht mit Ja/Nein zu beantworten waren, um so mehr Kontakt zu meiner Zielgruppe aufzubauen.
Ihr werdet erstaunt sein, wie unglaublich viele Menschen auf eine Mail reagieren, die ganz offen nach ihrer ehrlichen Meinung fragt. Aufgehört habe ich damit erst, als die vielen Mails von mir zeitlich einfach nicht mehr beantwortbar waren. Dennoch möchte ich auch das gerne in regelmäßigen Abständen wiederholen, um mich und mein Unternehmen stets an genau einer Sache auszurichten: Dem Mehrwert für den Kunden.
Wir möchten euch unterstützen, denn diese ungewissen Zeiten sind gerade für kleine Unternehmen und Solo-Entrepreneure eine Herausforderung. Wir möchten euch in unserem Blog und auf Social Media featuren.
Hast du neue, kreative Wege gefunden, um dein Geschäft auch während der Corona-Zeit halten zu können? War es dir möglich, dein Business online zu verlegen oder hast du ganz andere Möglichkeiten genutzt, um Geld zu verdienen? Oder nutzt du diese Zeit um dich weiterzubilden? Vielleicht betreibst du nun mehr Kundenakquise oder hast deine Marketingmaßnahmen erweitert.
Manchmal liegt in einer Krise auch eine Chance! Wir möchten deine Geschichte hören, in unserem Blog erzählen und damit anderen Selbstständigen neue Inspirationen geben. Schreibe uns dafür eine Nachricht an [email protected].