Brauche ich als Selbstständiger einen Steuerberater?
Steuerberater sind nicht billig - das ist allgemein bekannt. Das hat gute Gründe, denn Steuerberater helfen uns bei Angelegenheiten rund ums Steuerrecht - einem Thema, bei dem niemand gerne Fehler macht.
Tatsache ist aber auch, dass Selbstständige und Freelancer oft etwas knapp bei Kasse sind, weshalb sich viele die Frage stellen: Brauche ich als Selbstständiger wirklich einen Steuerberater? Was es bei der Beantwortung dieser Frage zu beachten gilt und wie man einen gesunden Mittelweg findet, besprechen wir hier.
Steuerberater-Pflicht - Was sagt das Gesetz?
Aus rechtlicher Sicht ist die Antwort einfach: Nein, man ist nicht verpflichtet, einen Steuerberater zu haben. Der Gesetzgeber schreibt Unternehmern nicht vor, die Leistungen eines Steuerberaters in Anspruch zu nehmen. Man ist aus rechtlicher Sicht selbst dafür verantwortlich, seinen steuerlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Die Frage, ob man einen Steuerberater braucht, ist also aus praktischer Sicht zu betrachten. Man muss sich fragen, ob man die eigene Buchhaltung selbst stemmen kann.
Habe ich das Zeug dazu, meine Buchhaltung selbst zu erledigen?
Hier sind zwei Faktoren ausschlaggebend:
(1) Wie sicher schätzt man seine Kenntnisse in Sachen Steuern, Buchhaltung und Jahresabschluss ein? Ist man ggf. bereit, sich intensiv in das Thema einzuarbeiten?
(2) Hat man die nötige Zeit, um sich regelmäßig mit der eigenen Buchhaltung zu beschäftigen sowie um am Jahresende den Jahresabschluss zu machen? Oder möchte die Zeit lieber in sein Kerngeschäft stecken?
Buchhaltung selbst erledigen als Freiberufler oder Kleinunternehmer
Das geht! Viele Freiberufler und Kleinunternehmer machen ihre Buchhaltung - oder jedenfalls den Großteil davon - selbst. Denn sie müssen keine doppelte Buchführung betreiben und zum Jahresabschluss keine Bilanz aufstellen. Da ist die Buchhaltung also noch überschaubar.
Dennoch nicht zu unterschätzen ist die Einnahmenüberschussrechnung (EÜR), welche man zum Abschluss des Geschäftsjahres abgeben muss. Denn diese nimmt durchaus eine gewisse Zeit in Anspruch.
Buchhaltung selbst erledigen als bilanzierungspflichtiger Unternehmer
Um einiges komplexer ist die Buchhaltung für Unternehmen, die unter die Bilanzierungspflicht fallen. Sie müssen doppelte Buchführung betreiben und zum Jahresabschluss eine Bilanz abgeben. Theoretisch ist es auch hier möglich, sich in die Thematik einzulesen und die Aufgabe selbst in die Hand zu nehmen. Hat man beispielsweise BWL studiert, so ist das keinesfalls eine Schnapsidee.
Was aber auch hier nicht zu vergessen ist, sind die zeitlichen Ressourcen. Man sollte unbedingt kalkulieren, ob sich der zeitliche Aufwand einer tiefgehenden Einarbeitung in das Thema Buchhaltung finanziell rentiert - oder ob der Steuerberater hier nicht doch vielleicht eine Geldersparnis bedeuten würde.
Und dann ist da noch das Fehlerrisiko. Zum einen kann es dazu kommen, dass man Geld, das einem zusteht, vom Finanzamt nicht zurückbekommt. Zum anderen könnte man unwissentlich Steuerbetrug begehen!
Der Mittelweg: Buchhaltung mithilfe einer Buchhaltungssoftware
Viel kann man selbst mit einem Rechnungsprogramm erledigen. Darunter fallen Aufgaben wie:
- Einnahmen & Ausgaben erfassen
- Zahlungen verbuchen
- Die Umsatzsteuervoranmeldung ans Finanzamt schicken
Meist braucht man das Steuerbüro dann nur für etwas komplexere, steuerrechtliche Fragen, sowie für den Jahresabschluss. Und da viele Rechnungsprogramme über einen DATEV-Export verfügen, ist die Datenübertragung ans Steuerbüro i.d.R. in wenigen Klicks erledigt.
Die Vorteile der Kombination Rechnungsprogramm-Steuerberater:
- Fehlervermeidung bei komplizierten buchhalterischen Aufgaben
- finanzieller Überblick, da man sich regelmäßig mit der eigenen Buchhaltung beschäftigt
- Gelderparnis
Was man eventuell einbüßt:
- Tipps zur Steueroptimierung
- Unterstützung bei der Existenzgründung
- Hilfe bei der Vermögensplanung
Grundsätzlich ist die Entscheidung für oder gegen einen Steuerberater eine persönliche, da sie von den eigenen Ressourcen und Umständen abhängt. Die gute Nachricht ist, dass es auch einen Mittelweg gibt, den man an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. :)