Was ist der Deutsche Startup Monitor? Interview mit Steffen Tröger.
Der Deutsche Startup Monitor ist eine jährliche Onlinebefragung von Startups. Untersucht werden Unternehmen, die jünger als 10 Jahre sind, mit ihrem Geschäftsmodell oder Technologie hoch innovativ sind und/oder einen signifikanten Mitarbeiter und/oder Umsatzwachstum anstreben.
Herr Tröger, können Sie bitte den Deutschen Startup Monitor vorstellen?
In Deutschland gibt es verschiedene Studien, die zur Quantifizierung von Gründungsaktivitäten herangezogen werden können. Allen gemein ist jedoch das Fehlen einer Innovations- und Wachstumsorientierung. '
Das haben wir mit dem Deutschen Startup Monitor geändert. Wir untersuchen demnach nur Unternehmen, die jünger als 10 Jahre sind, mit ihrem Geschäftsmodell oder Technologie hoch innovativ sind und/oder einen signifikanten Mitarbeiter und/oder Umsatzwachstum anstreben.
Wir erheben direkt Daten über Netzwerke und konnten mit 1700 Teilnehmern und den über 900 qualitativ hochwertigen Datensätzen (bereinigte Datensätze) einen glaubwürdigen Querschnitt darstellen.
Ich kann nur jedem empfehlen die Studie zu lesen, da wir an vielen Stellen Startup-Gründungen mit klassischen Gründungen (Daten der KfW) verglichen haben.
Laut Monitor sind die meisten Startups in Berlin ansässig. Was macht Berlin so attraktiv?
Hmmm, das ist nicht ganz richtig. Wir haben nicht geschrieben, dass die meisten Startups in Berlin ansässig sind, sondern dass 39% unserer generierten Datensätze aus Berlin kommen. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.
Auch wenn diese Verteilung wohl der tatsächlichen Verteilung nahe kommt, würde ich das als Wissenschaftler so nie schreiben oder sagen. Das liegt an der Objektivierung des Startup-Begriffes. Es ist faktisch nicht möglich eine Grundgesamtheit zu definieren.
Wie bereits erwähnt, befragen wir via Netzwerke/Multiplikatoren. Hätten wir jetzt bspw. 1-2 Netzwerke in München mehr gehabt, hätte es da sicherlich auch noch ein paar Datensätze mehr gegeben und die Prozentzahlen hätten sich marginal verschoben.
Genauere Aussagen dazu kann man vielleicht in 2015 machen. Hier werden natürlich weitere Netzwerke eingeworben. Ich bin jetzt schon sehr gespannt wie es wird.
Nichtdestotrotz ist Berlin die Gründerhauptstadt, das kann bspw. anhand der Gewerbeanmeldungen auch statistisch belegt werden. Es sollte jedoch auch beachtet werden, dass Berlin um ein vielfaches mehr Einwohner, im Vergleich zu anderen deutschen Städten, hat. Mehr Einwohner, mehr Gründer/innen.
Um es kurz zu machen: wir haben in Berlin eine sehr blühende und ausgeprägte Infrastruktur, die Gründungen beflügeln. Sei es in den Bereichen Finanzen und Gründerkultur, als auch im Bereich Humankapital und Supportinfrastruktur. Wohl bemerkt haben wir hier sehr viele Gründungen im digitalen Bereich.
Die anderen 3 Gründerregionen des DSM: München, Hamburg und Rhein-Ruhr haben aber auch eine sehr umfangreiche und extrem gute Gründerkultur. In München und Rhein-Ruhr gibt es bspw. mehr technische Gründungen; wohl bedingt durch die Nähe zur Industrie. Vielleuicht nicht so hip und medienwirksam wie ein Zalando in Berlin. ;)
Wie erklären Sie sich den Gründerboom?
Rein statistisch gibt es eigentlich keinen Gründerboom. Die Anzahl der Neugründungen war in den letzten Jahren rückläufig und die Vollerwerbsgründungen sind es noch immer. Das Ganze wird heutzutage nur viel medienwirksamer angegangen.
Insbesondere durch die Arbeit des Bundesverbandes Deutsche Startups (BVDS) verankert sich das Thema mehr und mehr in der Politik. Auch durch die Digitalisierung sind heute Geschäftsmodelle machbar, von denen man vor Jahren nur träumen konnte.
Der Anteil von Frauen an Gründern ist sehr gering. Gerade 13%. Fehlt Frauen das Gründergen?
Schwieriges Thema. Da verweise ich gern auf einen Artikel vom Tagesspiegel. Grundlegend sei aber darauf hingewiesen, dass bei klassischen Gründungen sehr wohl viele Frauen zu finden sind. Laut KfW Monitor 2014 43,3%. Wir haben im DSM einen direkten Vergleich aufgezeigt (Seite 23; grüne Tabelle).
Auch sehr interessant: heute beginnt meine neue Entrepreneurship Lehrveranstaltung, laut Studierendenliste mit einem Frauenanteil von 75%.
Schon gewusst?
Nicht alle erfolgreichen Start-up stehen im Rampenlicht. Einige halten sich bewusst raus.
Wie bewusster Tatendrang und ein kluger Geist zum Erfolg helfen erklärt Steffen Tröger beim Interview die Dritte. Steffen Tröger ist Projektleiter des anwendungsorientierten Forschungsbereichs Berlin- StartupInsights (BSI) sowie Gründer und Geschäftsführer von Tatgeist.